Kunst auf Platte: Die Nordstadtbraut

Vinyl gilt eigentlich als veraltet, etwas angestaubt, nur für den Musiknerd oder den DJ mit Anspruch an besonderen Klang. Dennoch kann sich kaum jemand dem Zauber der Schallplatte entziehen, fast jeder hat eigene Erinnerungen an schöne Stunden mit Vinyl.

 

Das merkt man schnell, wenn man  kurz am Flohmarktstand von Renate Marek stehen bleibt.  Jung und Alt fühlen sich angezogen von ihrer Idee Popart auf alte Schallplatten zu bannen. Während die einen begeistert sind, schütteln andere jedoch den Kopf, die „Kunst auf Platte“ polarisiert am Künstlerufer des Leineflohmarkts. Genau diese Reaktionen will Marek, die ihre Werke unter dem Künstlernamen „Nordstadtbraut“ vertreibt, hervorrufen. „Ich will Kunst für alle Liebhaber machen, deshalb können sich meine Käufer nicht nur das Motiv, sondern auch den Preis für die Platte aussuchen“ erklärt die Nordstadtbraut ihre Philosophie. Nebenbei hilft die 28-jährige auch noch der Umwelt. Bei ihr landen viele alte Plattensammlungen, die sonst einfach in den Müll wandern würden. „Ich bekomme viele Schlagerplatten oder alte Scheiben, die nicht mehr verkauft werden können. Manchmal tut es mir für große Musiker leid, aber irgendwie trage ich ja auch dazu bei, ihr Werk zu erhalten“, schmunzelt Marek.


Idee kam auf einer Australienreise

 


Die Idee für ihre Kunst ist der Nordstadtbraut auf einer Australienreise gekommen. Dort entdeckte sie die Streetart-Kunstwerke der Künstlerin „Syke“ in Sydney. Schon vorher hatte Marek in Holland und Südkorea verschiedene Stile von Streetart fotografiert. Wieder zuhause in Deutschland, fing sie sofort an Schablonen zu entwerfen und einfach mal ein paar Platten zu besprühen, eher aus Spaß. „Die Platten zu verkaufen war eigentlich gar nicht mein Ziel. Irgendwann hat mein Freund die Platten genommen und mit zu einem Flohmarkt nach Hamburg genommen. Allein hätte ich die Initiative wahrscheinlich nie ergriffen“, erzählt die Nordstadtbraut von ihren Anfängen. Doch der Erfolg war riesengroß, nach wenigen Stunden waren alle Platten ausverkauft.

Kreativität spricht sich rum

 

„Ich musste noch nicht einmal Werbung machen, es lief alles über Mund-zu-Mund Propaganda und inzwischen kann ich davon sogar leben. Für mich ist mit der Kunst ein Traum in Erfüllung gegangen“ strahlt die 28-jährige freie Künstlerin. Ihr Atelier hat sie in einem Kellerraum unter ihrer WG in der hannoverschen Nordstadt eingerichtet. Hier steht sie täglich rund acht Stunden und sprayt ihre Motive auf Vinyl. Die Umrisse der Bilder bereitet sie mit Photoshop vor und schneidet sie als Schablonen mit der Hand aus. Mit der Graffitispraydosen werden die Bilder dann auf das Vinyl gebannt. Die Platten verkauft sie hauptsächlich im Internet. Inzwischen arbeitete sie aber auch für Auftragskunden, die zum Beispiel ihr Hochzeitsfoto oder ein Porträt ihres Kindes auf Vinyl haben wollen. Einen großen Traum hat die Nordstadtbraut trotz des Erfolgs noch: Einmal eine richtig große Ausstellung entwerfen und vielleicht ein Buch über ihre Kunst gestalten.

Oder gleich zu Plattendruck für individuelle Drucke