Zu Alois Senefelders 240. Geburtstag: Geschichte der Druckelemente in der Reproduktionstechnik
Aluis Senefelders heutige Bedeutung ergibt sich aus seiner Erfindung der Lithographie, seiner Punktiertechnik, des Stein- und Umdruckes sowie in der Folge der Repro-duktionstechnik wie dem Offsetdruck, somit heute bis zu 60% des inzwischen wichtigsten Vervielfältigungsprozesses. Um das geschichtlich besser zuordnen zu können, bedarf es zuerst einer Auseinandersetzung mit dem Druckelement für den Bilderdruck, dem Punkt. Eine aktuelle Zuordnung dieser bedeutenden Erfindung die über 200 Jahre unter-bewertet wurde, schließt vor allem 2 wichtige deutsche Erfinder nach Senefelder mit ein: Georg Meisenbach, München: Rastertechnik und Dr. Ing. Rudolf Hell, Kiel, die elektronische Reproduktion.
1. Als man die Punkte ‚von Hand’ erstellte
Die Reproduktionstechnik umfasst nach DIN 16500/2 ganz einfach das erneute Herstellen von etwas Vorhandenem, einem Abbild. Um ein Abbild drucktechnisch vervielfältigen zu können, bedient man sich verschiedener Druckelemente: dem Punkt und Korn, auch dem Strich. Das begegnet uns so auch in der Malerei und der Schrift, sowie in alten Höhlenmalereien. Bei der Schrift ist die Aufgabe einer Linie, eines Striches, auch Punktes relativ einfach zuzuordnen. Beim Bild muss man sich mit ‚echten’ Halbtönen – also verlaufenden Tonwerten und Farbtönen befassen. Die werden weniger durch Striche dargestellt, wie im Holzschnitt, in Federzeichnungen oder Gravuren, sondern durch kleinste Druckelemente die uns z.B. vom frühen Kupferdruck als Punktstich bekannt sind.
Die Wiedergabe vielfältiger und feiner Tonwertstufen ist also im wesentlichen dem Punkt bzw. Korn vorbehalten. Es ist die besondere Kunst der Lithographen die richtige Punktgröße manuell auf dem Stein so zu platzieren, dass die notwendigen Tonwert- und Zeichnungselemente für die Wiedergabe einer Vorlage im Druck zur Verfügung stehen. Kleine Punkte für helle Töne, große Punkte für dunkle Töne. Das gilt für das Kreidekorn ebenso wie für die Spritztechnik oder den mit Senefelders Federpunktiermanier erzeugten Punkten. Diese Technik führte zum heutigen Bilderdruck. Um 1800 wurde anfänglich neben den Punkten auch Alois Senefelder Kreidetechnik angewendet. Durch die Chromolithographie setzten sich dann folgende Techniken durch: neben dem Punktieren das Kreiden, Tamponieren, Spritzen – oft im Mix – das ist sehr gut in alten Postkarten erkennbar.
1.2 Senefelders Erfindung erobert den Markt der Bilder
Zum Beginn des 19. Jahrhunderts erlangten diese Reproduktionstechniken und der Steindruck durch die einfachere Handhabung für die Bilderwiedergabe eine spontane Verbreitung. Das bewirkte starke Konkurrenz zu den damaligen Hoch- und Tiefdruckern. Die folgenden Auseinandersetzungen erfassten die Druckereien wie
die organisierten Mitarbeiter (Verband der Lithographen und Steindrucker, 1851).
Um das besser zuordnen zu können, muss man sich in die Zeit um 1800 zurückversetzen. Es dominierte der Hochdruck seit Gutenbergs Erfindung der beweglichen Letter, die Bilder wurden als Holschnitte in die Text- Druckform montiert. Richtigen Mehrfarbendruck gab es nicht – es fehlten die kleinen Druckelemente, die Punkte. Da bietet Senefelders neue Reprotechnik mittels Lithographie sowie dem von ihm entwickelten Umdruck ganz neue Chancen. Die Fachliteratur des 19. Jahrhunderts ist voll von Zeugnissen, wie Vervielfältigungen mittels Umdrucktechnik auch für Texte, Noten *), Gravuren, Holzschnitte, auch die Wiedergabe alter Drucke nun direkt möglich ist.
Dazu kam nun neu der Bilderdruck. Schon kurz nach Senefelders Erfindung ist ein solcher Druck in s/w von ihm bekannt. Bald aber brachte es Gottfried Engelmann
in Paris zur wahren Meisterschaft. Er nutzte den Umdruck für Motivpausen zur Herstellung der einzelnen Farben für seine Chromolithographien. Diese Drucke, mit 10 – 20 Einzelfarben gefertigt, faszinieren heute noch.
Die hohe Anzahl von meist hellen Einzelfarben war nötig, um vor allem die manuell erzeugten Punkte optisch nicht wirksam werden zu lassen. Die Tonabstufungen wurden durch die Kreidetechnik, die Federtechnik, das Spritzkorn und ab ca.1850 auch mittels Tangiertechnik erreicht. Dabei wurden auf Folien zuvor punktierte Tonwerte an eine vorbereitete Stelle des Steines umgedruckt. Das Verfahren kann man auch als Anstoß für Meisenbachs Rastertechnik (1882) ansehen.
Es entstanden natürlich auch neue Berufe. Neben den Kupferstechern, Holz-schneidern nun die Lithographen als Chromolithographen, Schriftlithographen, Steinschleifer und vor allem die Steindrucker. Auch Arbeitsteilung in der Repro-duktionstechnik war angesagt. Das ging soweit, dass es Lithographen gab, die ‚nur’ glatte Töne und andere, die Faltenwürfe oder Gesichter punktierten. Die Herstellung eines 8 Farben Postkartenlithos dauerte damals so ca. 2-3 Wochen. Das alles ging natürlich bald wieder zu langsam. So kamen neue Verfahren auf – vor allem aber die Fotografie.
2. der Rasterpunkt mittels Reprokamera