Reliefdrucke kann man fühlen

Es gibt eine Vielzahl hochwertiger Naturpapiere sehr unterschiedlicher Beschaffenheit und Eigenschaften. Es sind Papiere mit verschiedenen markanten und sehr charakteristischen Oberflächenstrukturen. Sie wenden sich einerseits mit ihren unterschiedlichen Färbungen, zarten Tönungen und mit und ohne Wasserzeichen an das Auge und andererseits kann man die Verschiedenartigkeit der Oberflächen auch spüren und betasten. So sind sie natürlich glatt und eben, manchmal rauh oder genarbt, geprägt, dünn oder dick.
Es gibt aber auch Druckarbeiten, bei denen man das Druckbild spüren und fühlen kann weil es ein Relief bildet und ein Relief ist ein aus einer Fläche erhaben herausgearbeitetes Bildwerk. Gemeint sind hier Stahlstichprägedrucke und Thermodrucke.

Visitenkarten oder Grußkarten mit Relief

In beiden Drucktechniken liegt das Druckbild, im Gegensatz zu normalen Akzidenzdrucken im Offset- oder Tiefdruck, als ein erhabenes und fühlbares Relief auf der Oberfläche des Papiers. Dadurch ergeben sich, besonders in Verbindung mit unseren hochwertigen Naturpapieren aus unserer Design Collection ganz besonders auffällige, wertvolle und plastische Druckergebnisse, die gerne für herausragende Briefbogen, Gruß- und Visitenkarten oder Einladungen praktiziert werden.

Der Stahlstichprägedruck ist ein Tiefdruckverfahren, der sich entwickelt hat aus der viel älteren Technik des Kupferstichs, als es dem nach England übergesiedelten Amerikaner Jacob Perkins (1766 – 1849) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelang, Stahlplatten gravierfähig zu machen und nach dem Gravieren wieder auf Stahlhärte zu bringen. Das entsprechende englische Patent AD 1819 Nr. 4400 wurde am 10. April 1820 erteilt. In einer neuen Fachterminologie wird der Stahlstichprägedruck auch als Linien-Prägedruck bezeichnet, um damit noch eine klarere Abgrenzung zum Stahlstichdruck für die Reproduktion von zweidimensionalen Bildern zu schaffen.
Beim Stahlstich-Prägedruck-Verfahren haben wir es dagegen mit einem dreidimensionalen Druckergebnis zu tun, nämlich mit einem Farbdruck und einer gleichzeitigen Hochprägung. Dabei wird das gewünschte Druckbild, bestehend aus Schrift oder/und Zeichnung, am besten in kunstvoller Handarbeit mit Hilfe verschiedener Stichel von einem Graveur seitenverkehrt in die polierte Metallplatte eingetieft, graviert. In manchen Fällen wird das Druckbild aber auch nur mit Hilfe einer lichtempfindliche Schicht übertragen oder vorgraviert und dann anschließend geätzt. Beim Druckvorgang auf speziellen Stahlstichprägepressen erfolgt eine vollständige Einfärbung der Form mit einer Lackfarbe. Alle gravierten Vertiefungen füllen sich vollständig mit Farbe, während sie von der Oberfläche rückstandsfrei abgewischt und abgerakelt wird. Unter sehr hohem Anpress-Druck erfolgt ein Eindrücken des zu bedruckenden Papiers in die mit Druckfarbe gefüllten Vertiefungen. Dabei erfolgt die Übertragung der Druckfarbe und gleichzeitig eine reliefbildende Prägung. Zu diesem Zweck wird von der eigentlichen Druckform (Patrize) vor dem Druck auch noch eine entsprechende Gegenform oder Gegenzurichtung (Matrize) genau entsprechend der Gravur erstellt. Es entsteht ein wirklich gestochen scharfes, glänzendes und erhabenes farbiges Druckergebnis welches mit keinem anderen Druckverfahren erreicht werden kann. Charakteristisches Qualitäts-Merkmal eines echten Stahlstich-Prägedrucks ist auch eine ganz leichte Eintiefung des Papiers auf der Rückseite des Druckbogens. Sollen Stahlstich-Prägedrucke laserfest sein, müssen spezielle Druckfarben eingesetzt werden, die allerdings nicht ganz so glänzend sind. Auch auf die Laufrichtung muss geachtet werden. Bei einem DIN A4-Bogen z.B. muss in Breitbahn gedruckt werden.

Der Thermodruck oder auch Reliefdruck

Eine kostengünstige Alternative zum hochwertigen Stahlstichprägedruck stellt der sogenannte Thermodruck dar, der auch als Reliefdruck bezeichnet wird. Auch für diese Technik sind hochwertige Naturpapiere sehr gut geeignet. Beim Reliefdruck handelt es sich nicht um eine mechanische Verformung des Papiers durch eine Prägung, sondern um normalen Offsetdruck, bei dem auf die noch nasse und klebrige normale Offsetdruckfarbe unmittelbar nach dem Druckvorgang ein thermoplastischer Harz-Puder aufgetragen wird. Das erfolgt auf einer speziellen Vorrichtung, die unmittelbar an die Offsetdruckmaschine angeschlossen wird. Dort wird nach einem dosierten Puderauftrag und nach Absaugung des überschüssigen Puders der Druckbogen mittels Bändertransport durch einen Heiztunnel geführt. Der transparente natürliche Harzpuder schmilzt dabei und geht mit der Druckfarbe eine feste Verbindung ein. Es entsteht dabei ein erhabenes, fühlbares Druckbild und so eine Prägung vorgetäuscht. Bei optimaler Qualität des Offsetdrucks entsteht ein Druckergebnis, das einem echten Stahlstichprägedruck ähnlich ist. Das Druckbild ist allerdings nicht ganz so gestochen scharf und auf der Rückseite des Druckbogens fehlt die für einen Stahlstichprägedruck übliche „Schattierung“. Zu beachten ist, dass Thermodrucke nur dann laserfest sind, wenn die UV-Trocknung praktiziert, wird kein geklebter Karton verwendet werden sollte und beim Bedrucken von gummierten Umschlägen die Gummierung beeinträchtigt wird. Thermodrucke werden vorwiegend im Format DIN A 4 gedruckt. Die Laufrichtung ist dann auch hier Breitbahn.

Ein- und mehrfarbige Reliefdrucke werden heute in kleinen und größeren Auflagen für anspruchsvolle und repräsentative Druckarbeiten hergestellt. Hier kann man die Druckqualität also fühlen. Das wird von keinem der vielen modernen analogen und Digitaldruckverfahren mit geboten.

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