Reader für 10 Euro

Heute möchte ich euch seit längerer Zeit wieder einmal etwas aus dem Bereich eBooks und Reader vorstellen.

Auf der Buchmesse in Frankfurt stellt das Berliner Unternehmen txtr einen neuen eInk-Reader vor: den txtr Beagle. Aufsehen erregt er vor allem durch den Preis, gerade Mal zehn Euro soll das Gerät mit seinem 5-Zoll-Bildschirm kosten.

Foto: TXTR

Die Idee: Der Beagle funktioniert nur in Zusammenspiel mit einer Handy-App (vorerst nur für Android, iOS soll später folgen), die Daten unkt das Smartphone über Bluetooth an das kabel- und WLAN-lose Gerät. Entsprechend sollen den Verkauf die Netzwerkanbieter subventionieren, die gleichzeitig am Verkauf von eBooks partizipieren sollen.

Der Beagle selbst ist dumm wie Brot, eigentlich ist es nichts weiteres als ein Bildschirm, der lediglich Bitmapgrafiken anzeigt und weiterblättern kann – eine Diashow. Um ein eBook in Grafiken zu verwandeln, muss der Anwender die txtr-App bemühen, die PDF- und ePub-Bücher konvertiert und auf das Gerät schickt.

Das ist mit vier Gigabyte Speicher recht üppig ausgestattet – der aktuelle Kindle hat nur zwei. Trotzdem lassen sich mit diesem Verfahren nur fünf Bücher speichern, was dafür spricht, dass die Grafiken unkomprimiert sind. Die Übertragung soll trotzdem recht fix von statten gehen, und man kann während des Ladevorgangs schon anfangen zu lesen. Das Minimalkonzept zeigt sich auch in der Tastenausttatung, von denen es gerade mal vier gibt: Ein-/Ausschalter, Menü, Vor- und Zurückblättern.

In der Praxis sollten die fünf vorgehalten Bücher kein Problem sein – schließlich ergänzt der Beagle ein Smartphone, das man eh immer dabei hat. Und so lassen sich auch unterwegs jederzeit Titel aus der App-Bibliothek austauschen. Noch nicht geklärt ist hingegen, ob es irgendeine Lesezeichen-Synchronisation geben wird. So wie es aussieht, kann der Leser nur seitenweise durch das Buch navigieren und keine Seite direkt anspringen. Das könnte ein Problem sein, wenn man das Buch nach gelesenen zweihundert Seiten löscht und erneut lädt.

Um den Beagle so billig wie möglich herstellen zu können, verzichtet txtr auf Akkus und setzt zwei AAA-Batterien ein. Das hat nicht nur Nachteile, die Batterien bekommt man im Notfall an jeder Straßenecke. Die Laufzeit ist nicht besonders hoch, auch wenn das Unternehmen mit einem Jahr Lesespaß wirbt. Aber nur, wenn man lediglich zwölf bis fünfzehn Bücher im Jahr liest. Die Battterien platziert der Hersteller an der Unterkante, wodurch sich eine Wölbung ergibt, die ergonomische Vorteile bei der Handhabung haben soll. Allerdings lässt sich der Beagle so ungünstig zum Beispiel einfach auf einen Tisch legen, der Lesewinkel geht dann in die falsche Richtung.

Der Bildschirm bietet im Gegensatz zu anderen Billigheimern echtes eInk ein, wenn auch nicht in der Qualität zum Beispiel von neueren Pearl-Bildschirmen bei Kobo, Kindle und Sony. Mit 5 Zoll ist er etwas kleiner als die sonst meist üblichen 6 Zoll. Die Auflösung beträgt immerhin 800 mal 600 Bildpunkte, gleichviel wie zum Beispiel beim Kindle Touch, aber weniger als die 1024 mal 768 Bildpunkte des Kindle Paperwhite und Kobo Glo. Graustufen sind keine Stärke des Bildschirms, die Konkurrenz bietet meist 16 Abstufungen an, der Beagle lediglich acht.

Mit 128 Gramm Lebendgewicht inklusive Batterien belastet es hingegen das mobile Gepäck vergleichsweise wenig. Der Sony PRS-T2 bringt 36 Gramm mehr auf die Waage, der Kindle Touch ist sogar 85 Gramm schwerer.

Um die Stromquelle zu wechseln, muss der Anwender die gesamte Rückseite „aufbiegen“. Immerhin lässt sich das Gerät mit verschiedenfarbigen Deckeln ausrüsten bzw. erwerben.

Das Konzept ist interessant, allerdings muss txtr erst Vertrauen wiedergewinnen. Schon einmal haben die Berliner einen eReader groß angekündigt, der dann nie das Licht des Massenmarktes erblickte. Zudem laufen wohl noch die Verhandlungen über den Beagle mit den Telekommunikations-Anbietern. Die zehn Euro Endpreis sind denn auch nur eine Schätzung. Der Geschäftsführer und Firmengründer Andreas Steinhause verspricht einen Marktstart vor Weihnachten.

Wenn die Rechnung aufgeht, könnte sich die Zahl der eInk-Leser deutlich erhöhen und txtr eine valide Alternative zum derzeitigen Platzhirschen Amazon bieten – schließlich sollen die Kunden ja nicht nur das Gerät erwerben, sondern auch fleißig im txtr-eigenen Bookstore einkaufen.