Das aus dem heutigen Sprachgebrauch verschwundene Wort „Luxuspapier“ entstand um 1860 und hatte Bestand bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Es handelte sich dabei aber nicht um eine besondere farbige oder hochglänzende Papierqualität, sondern vielmehr um spezielle Produkte die aus Papier, Pappe oder Karton durch Stanzen, Kleben, Prägen, Kleben oder Ausschneiden entstanden.
Sie wurden oft von ganzen Familien in Handarbeit in meist unterbezahlter Heimarbeit hergestellt Gedruckt wurden sie auch in kleinen Betrieben im damals stark verbreiteten Steindruck (Chromolithographie), aber auch mit der Hand bemalt oder mit Gold- oder Glimmerpuder bestäubt. Es waren Lampenschirme, Sammelbilder,Topfmanschetten, Oblaten (Esspapier), Bild- und Glückwunschpostkarten, Knallbonbons vielerlei Karnevallsartikel, sogar Papiergardinen und Querbehänge für Türen und Fenster. Zu den Luxuspapieren gehörten ferner Apfelsinenpapier, Papierfächer, Lesezeichen, Kranzschleifen, Ausschneidebogen, Spitzenbordüren, Lampions, Luftschlangen, Laternen, Girlanden, Genrekarten, Zigarrenringe und Lebkuchenbilder.
Das Luxuspapier in Vordergrund
Im Vordergrund standen dabei einseitig gestrichene Papiere die als Chromopapier bezeichnet wurden. Aber es gab auch schon sogenannte, meist einseitige, Buntpapiere die aufgrund der immer weiter steigenden Nachfrage schließlich zur Entstehung einer regelrechten Buntpapierindustrie führten die vielerlei Farben und die verschiedensten Prägungen einführten. Verarbeitet wurde auch Eispapier, dünnes Serviettenpapier, Krepppapier, Metallpapier, Mikadopapier, Schneeimatationen, Staniolpapier und sogenanntes Metapapier für die Herstellung von Abziehbilder. Es entstanden Maschinenfabriken für die Herstellung von Vergolde- und Prägepressen sowie Rill-,Ritz- und Nutmaschinen.
In Berlin zum Beispiel bestanden 1898 nicht weniger als 150 Luxuspapier- und Kartonagenfabriken, von denen 20 sogar mit 100 bis 500 Beschäftigten arbeiteten.
Viele der hier nur kurz erwähnten alten Luxuspapier-Produkte werden heute nach wie vor industriell an verschiedenen Stellen hergestellt, dann aber natürlich im Stil und Design unserer Zeit. Das reizvolle Luxuspapier damaliger Zeit findet man dagegen heute noch versteckt in kleinen und großen Pappkartons auf Antik- oder Flohmärkten. Allerdings haben sich die alten (meist kitschigen) Produkte zu einem interessanten und ernsthaften Sammelgebiet entwickelt und sind damit in den meisten Fällen keine billigen „Pfennigartikel“ mehr.
Wer sich intensiver und umfangreicher mit Luxuspapier beschäftigen möchte, dem empfehle ich das Buch (380 Seiten): „Das ABC des Luxuspapier“ von Christa Pieske. (Antiquarisch) Es ist 1983 erschienen in Verbindung einer damaligen großen Ausstellung über Luxuspapiere im staatlichen Museum für Deutsche Volkskunde Berlin.