Die (tugendhafte) Hacker-Ethik

Und wie sie unsere Arbeit sogar bereichern kann!

 

Was ist die Hacker-Ethik? Im Jahre 1984 schrieb Stephen Levy ein Buch, in dem er sechs allgemeine Grundsätze festlegte, die auf den Prinzipien rechtschaffener Hacker beruhen. Jeder dieser Grundsätze trifft auf erleuchtende Weise auf jeglichen Gestaltungsprozess zu.

1. Der praktische Imperativ
Als Rechenkapazität noch knapp war, taten Hacker alles (z.B. Schlösser knacken) um auch nur ein wenig Zeit mit neuester Technologie zu verbringen. Sie riskierten alles, nur um experimentieren und herumprobieren zu können. Inwiefern trifft das auf Designer zu. Heutzutage mangelt es uns nicht an Werkzeugen, sondern an Zeit. Wenn bezahlte Arbeit einen daran hindert neue Technologien und Methoden kennenzulernen, sollte man sich persönlichen Projekten widmen. Design ist kein Zuschauer-Sport, Design offenbart sich erst in Experimenten und Lernen von Neuem – in der Praxis.

2. „Information will frei sein“
Erfahrungen und Talente gehören immer einem speziellen Individuum, letztendlich sind sie aber wertlos, wenn man sie nicht benutzt. Dennoch kann das verfolgen und ausführen jeder einzelnen Idee zu nichts führen. Man sollte sich angewöhnen alle Ideen festzuhalten. Diese Gewohnheit unterstützt uns dabei uns an brillante Momente zu erinnern und generiert neue Ideen. Die besten Ideen werden in jedem Fall an uns zehren (Monate, wenn nicht sogar Jahre lang) bis wir sie verwirklichen.

3. Der Autorität misstrauen

Niemals sollte man vorherrschenden Konventionen, Regeln oder Trends Vertrauen schenken, noch sollte man sie ohne weiteres ablehnen. Hacker stellen Fakten über Einbildung und können ihre noch so abstrakten Lösungswege immer erklären. In der Arbeitswelt, haben wir alle schon einmal den Chef getroffen, der unbedingt möchte dass diese Buttons jetzt sofort rot gefärbt werden, weil das „heiß“ wirkt. Es ist einfach aus Prinzip „nein“ zu sagen, aber warum versuchen wir nicht einfach mal den Hacker-Weg zu gehen und den Vorschlag einfach zu testen? Wenn der Test nicht praktikabel ist, sollte man wenigstens mit Fakten und Zusatzinformationen bewaffnet sein um den Wunsch ablehnen zu können. Wir sollten einfach lernen der Autorität zu mistrauen, sogar unserer eigenen.

4. Schein-Kriterien

Hacker beurteilen sich gegenseitig nach ihren Fähigkeiten, nicht nach irgendwelchen Schein-Kriterien wie Abschlüssen, Rasse, Alter, Geschlecht oder Position. Wir alle kennen den Designer, der seine eigene Überlegenheit mit einem Universitäts-Abschluss, einem lukrativen Arbeitsplatz oder einer weitreichenderen Erfahrung begründet. Oft ist dieser Designer genau der, der weniger und/oder schlechtere Arbeiten abliefert. Was ist also wichtig? Für einen Hacker sind es auf keinen Fall diese Kriterien – das Wichtigste ist die Arbeit die man macht. Alles andere ist Schein.

5. „Man kann Wahrheit und Schönheit mit einem Computer kreieren“
Ein Computer allein macht noch keinen großartigen Designer aus. Genau so wenig macht ein Taschenrechner mit vielen Funktionen einen guten Mathematiker aus. Letztendlich geht es um die Idee und die Ausführung. Trotzdem sollte wir uns nicht vor neuen Technologien scheuen oder gar fürchten, denn sie sind immer neue Leinwände für unsere Ideen.

6. „Computer können unser Leben verbessern“
Computer haben mit neuen Werkzeugen ganz klar einen großen Einfluss auf die Art wie wir gestalten, und somit auch den Markt um einiges erweitert. Wie dem auch sei, ein sehr wenig genutzter Kanal für Designer aus dem wir großen Nutzen ziehen können, sind soziale Medien. Soziale Medien mit einem Fokus auf Design  können und werden die Design-Industrie drastisch verändern.

Schlusswort

Wir haben uns einige Wege angeschaut auf denen die Methoden und Prinzipien von Hackern unsere Arbeit bereichern können. Eigene Erfahrungen zu machen ist dennoch immer der beste Weg etwas neues zu lernen. Es kann schon reichen mal einen Plausch mit einem Hacker zu führen. Nur abstrahieren und Anwendung für unser Feld finden müssen wir selbst – schließlich sind wir die Kreativen!