Streetart – Zwischen Guerilla-Aktion und Massenkunst

Früher war Street-Art eine künstlerische Protestform, quasi eine geklebte und gesprayte Revolution. Heute geben Kunstliebhaber viel Geld für den Besitzer der  eigentlich so öffentlichen Kunstform aus. Ein Name ist mit dem Aufstieg zu einem popkulturellen Massenphänomen untrennbar verbunden – Banksy.

 

 

 

 

BANKSY RAT STENCIL 2002 – Banksy Rattenbild (c) Alamodefilm

 

 

Es ist schon verrückt. Eigentlich will Street Art kostenlos und für jeden zugänglich sein. Kunst erlebbar machen, außerhalb der normalen Orte der Kunstvermittlung wie Museen oder Galerien, ist ihr Ziel. Laut dem Wiener Institut für Graffitiforschung (ja, das gibt es wirklich) umspannt der Begriff Streetart alles von dem kleinen Proteststicker an den Laternenmasten, über gesprühte Schablonenbilder bis hin öffentlichen Protestkunst. Doch eigentlich ist Street Art längst kein Untergrund mehr, etwas Schuld daran hat der Londoner Street – Art – Veteran Banksy. Seine Werke sprüht der, liebevoll als „Zorro der Straßenkunst“ bezeichnet, Brite mit Hilfe von Schablonen an Wände überall auf der Welt. Mal sind es englische Bobbies im Zungenkuss vertieft oder Ratten, die die Stadt mit Farbe bekleckern. Seine Motivation dafür beschrieb der Künstler gegenüber dem Guardian einmal so: „Du kannst die halbe Stadt besitzen, wenn nur dein Name draufsteht.“

BANKSY STUDIO INTERVIEW WIDE – „Banksy bei dem für den Film aufgenommenen Interview in einem Studio“ (c) Alamodefilm

Große Inszenierung des Unerkannten
Das hat der Künstler, der aus der Graffiti-Szene von Bristol stammt, definitiv mehr als geschafft. Seine Kunstwerke werden nicht nur regelmäßig ausgestellt, sondern sind, so weit noch an der Wand, wahre Touristenmagneten. Gleichzeitig gehen seine zu verkaufenden Kunstwerke mal schnell für über 800.000 Dollar über den Auktionstisch. Klar, dass dem selbst zur Marke gewordenen Künstler häufig der Buyout und Verrat der Street Art Szene vorgeworfen wird. Vielleicht auch, weil Banksy die Selbstinszenierung so lieb und exzessiv betreibt. Doch nicht nur unenttarnte Brite hat den Sprung in die Galerien der Welt geschafft. Zum Beispiel stammt das Plakat „Hope“, das Barack Obama in den USA-Farben rot, blau und weiß, zeigt von Street Art Künstler Shepard Fairey. Seit dem US-Wahlkampf 2008 ist dieses Bild weltbekannt. Die Liste ähnlicher Beispiele ist lang, kaum eine Kunstmesse oder hippe Galerie kommt heute noch ohne Street Art-Werke aus. Ein Umstand, der vielleicht auch an der visuellen Wirksamkeit der Kunstform liegt.

BANKSY BALLOONS, PALESTINE 2005 – „Banksy malt sein berühmt gewordenes Luftballonbild an die israelische Mauer in der West Bank / Palästina 2005“ (c) Alamodefilm

Kreativkanal für Grafiker

Viele der Künstler sind nämlich selbst Grafiker und Mediengestalter aller Art, die sonst mit Werbung und Layouts für Aufmerksamkeit sorgen. Street Art ist für sie ein Kanal der Enge der Werbekunden und ihrer Briefings zu entfliehen und sich einmal kreativ auszutoben. Die Möglichkeiten sich auszutoben sind dabei schier unbegrenzt.

ELEPHANT – BARELY LEGAL 2006 – „Der ganzkörperbemalte Elefant auf der Barely Legal Ausstellung von Banksy in L.A. im Jahr 2006“ (c) Alamodefilm

Interessante Beispiele für Street Art findet man unter:
http://german-street-art.blogspot.com/
http://www.berlinpiraten.de/
http://streetart.antville.org/
Oder eben auf der Seite von Banksy höchstpersönlich: http://www.banksy.co.uk/