Wer Transparentpapier oder auch Hochtransparentpapier hört, denkt zuerst an Zeichenpapier. Es wurde früher vorwiegend als manueller Zeichnungsträger in Architektur- und Konstruktionsbüros eingesetzt, nachdem meistens ein einfarbig schwarzer Rahmen- und Firmenaufdruck erfolgte. Solche Vor- und Aufdrucke wurden im Offsetdruck von wenigen Spezialfirmen im Offsetdruck vorgenommen. Allerdings geht die Bedeutung dieses Anwendungsgebietes für Transparentpapier stark zurück, da in den Konstruktions- und Architekturbüros mehr und mehr mit digitalen CAD-Systemen gearbeitet wird. Für den manuellen graphischen Verwendungszweck müssen transparente Zeichenpapiere spezielle technische Eigenschaften mitbringen. Dazu gehört eine hervorragende Bezeichenbarkeit mit Tuschen und auch mit Automatentuschen.

Die Oberfläche solcher Papiere muss so beschaffen sein, dass sowohl in Quer- als auch in Längsrichtung ein außergewöhnlich gutes Gleitverhalten des Zeichengerätes gegeben ist sowie eine gute Radierfähigkeit. Verlangt wird dabei gleichzeitig ein absolut glanzloses, schnelles Auftrocknen der Tusche. Hochtransparente Zeichenpapiere sollten aber auch für Bleistifte geeignet sein, alterungs- und vergilbungsbeständig sein, keine Probleme aufwerfen, wenn von den Zeichnungen Lichtpausen gemacht werden oder sie vielleicht mikroverfilmt werden. Transparentpapiere werden auch für Zeichnungsmontagen eingesetzt und mit Abreibebuchstaben- und Symbolen beklebt. Transparentpapier kann natürlich heute in monochromen Tintenstrahldruckern, Laserdruckern sowie in monochromen und zu farbigen Kopieren verarbeitet werden. Es wird deshalb in Rollen- und Bogenware in Gewichtsbereichen ab 30 g/m2 für die verschiedensten technischen Anwendungsbereiche aber auch für vielseitige kreative Gestaltungen von Druckarbeiten hergestellt, auch farbig.
Sehr phantasievoll und blumenreich, ja fast poetisch werden transparente Papiere z.B. in einer Musterkollektion eines Herstellers beschrieben: „Diese edlen Papiere zelebrieren Licht, Transparenz, Luft und Leichtigkeit. Es ist die Hommage an eine zeitlose Schönheit, an eine Ästhetik, die Sachlichkeit mit Traumhaften verbindet….“
Schmierige Mahlung des Zellstoffs
Durch die Mahlung des Zellstoffs wird generell eine Veränderung der eigentlichen Faserform vorgenommen und gezielt Einfluss genommen auf bestimmte Papiereigenschaften. Für transparenten Papiere erfolgt dabei weniger ein Schneiden oder Kürzen der Fasern, sondern vielmehr nur ein Quetschen. Das bedeutet eine wesentliche Vergrößerung der Faseroberfläche, verbunden mit einer Abnahme der Lichtundurchlässigkeit (= Zunahme der Transparenz) und Abnahme des Weißgrades; die Poren des Papiers schließen sich, die Saugfähigkeit nimmt ab und damit verlängert sich auch mehr oder weniger stark die Wegschlagzeit für die Druckfarben. Beim transparenten Papier liegen die einzelnen Fasern durch die gequetschte Mahlung, die auch als schmierige Mahlung bezeichnet wird, flach auf und es sind, im Gegensatz zu dem anderen Naturpapier, so gut wie keine Zwischenräume oder Poren erkennbar. Dadurch ergibt sich die gute Transparenz ( = schlechte Opazität). Gleichzeitig ist damit auch die große Empfindlichkeit für klimatische Schwankungen zu erklären.
Druckfarbe/Feuchtwasser
Die richtige Druckfarbe die erste Voraussetzung für ein gutes Druckergebnis im Offsetdruck. Denn erst wenn die Druckfarbe getrocknet ist kann man schließlich eine Druckarbeit gebrauchen. Es sind rein oxydadtiv trocknende Folienfarbe zu verwenden. Das Feuchtwasser sollte ganz leicht angesäuert werden . Am besten nicht unter pH 6,0. Für die Wasserführung im Offsetdruck gibt es eine uralte Faustregel: So viel Feuchtwasser wie notwendig, aber so wenig wie möglich.
Wasserloser Offsetdruck
Aber es gibt ja auch noch den wasserlosen Offsetdruck werden die Verfechter dieser Technik jetzt laut schreien. Richtig! Denn er hat generell wirklich große Vorteile wenn es um das Bedrucken von nichtsaugenden Materialien geht. Und Transparentpapiere gehören neben Metallicpapieren und Kunststoffpapieren zu dieser Produktgruppe. Die Abwesenheit von Wasser im Offsetdruck begünstigt die Trocknung der Druckfarbe..
Aber auch auf einen anderen „Knackpunkt“ muß hinwiesen werden:
Transparentpapiere haben einen pH-Wert schwankend zwischen pH 5 – pH 7. Sie liegen also im sauren Bereich. Und auch dieser Sachverhalt kann mit dazu beitragen, dass die Druckfarbe schlecht trocknet.
Transparentpapier im Digitaldruck
Zu den färbenden Substanzen in den zahlreichen anderen Vervielfälitigungs- und Drucktechnikentechniken der Zukunft gehören Einkomponenten-, Zweikomponenten- und Flüssigtoner und es gehören für die Injektechnik auch die in zahllosen Variationen vorhandenen Tinten dazu. Bei den meist wässrigen Tinten geht es vor allen um die negative Beinflussung des Papiers durch das in den Tinten vorhandene Wasser und bei den Tonertechniken (Xerografieverfahren) um die Hitzeeinwirkung auf das empfindliche Transparentpapier durch die notwendige Fixierung, d.h. Bindung des Toners auf die Oberfläche des Bedruckstoffes. Es gibt mehr oder weniger Rollneigungen des Papiers. Hier ist es immer angebracht, wenn nicht im Offset gedruckt wird, vorher unbedingt einen Versuch zu machen. Denn entweder haftet die färbende Substanz nicht oder das Papier krümmt sich so stark, dass es nicht mehr zu gebrauchen ist. Musterbogen für einen solchen Testdruck stellt bestimmt jeder Papiergroßhändler gern zur Verfügung. Ein Versuch macht klug.
Kontaktreaktionen
Übrigens: Es kann bei Transparentpapieren im Offsetdruck leider sehr unangenehme Kontaktreaktionen geben ! Bei einseitigem dunklem Vollflächendruck kann man z.B. plötzlich feststellen, dass sich nach dem Trocknen auf den Farbflächen fettähnliche und sehr störende Flecken (Ölabscheidungen) zu sehen sind. Vermutlich sind es flüchtige Spaltprodukte die während des oxidativen Trocknungsprozesses aus der Druckfarbe ausgasen. Äußerste Vorsicht also, wenn Transparentpapier mit hoher Flächendeckung beidseitig bedruckt werden sollen und man kann auch Überraschungen erleben wenn mit sehr dunklen Flächen nur ein einseitiger Druck erfolgt. Zur Vermeidung solcher Probleme empfiehlt sich die UV-Trocknung.
Auf das richtige Klima achten
Es wurde bereist erwähnt, dass Transparentpapiere sehr klimaempfindlich sind. Es wäre ein umfangreiches Thema für sich und außerdem gibt es eine Vielzahl von Veröffentlichungen über die hygroskopischen Eigenschaften von Papier, über die Zusammenhänge von relativer Luftfeuchtigkeit und Temperatur und über Instrumente mit denen jede Druckerei schnell und einfach alles beherrschen und kontrollieren kann. Auch der Gutenbergblog.de hat sich mit diesem Thema beschäftigt.
Stanzen, Falzen, Prägen, Rillen, Deckweiß und Lackierung
Transparentpapiere sind interessante, abwechslungsreiche und schöne Papiere. Man kann mit ihnen fast alles machen: ein- und mehrfarbig bedrucken , stanzen, falzen, rillen und auch prägen, partiell lackieren oder auch mit Deckweiß bedrucken wenn an bestimmten Stellen die Transparenz aufgehoben werden soll. Transparentpapiere sind also nicht nur Papiere für den einfachen, nüchternen technischen Anwendungsbereich sondern man findet sie auch in Geschäftsberichten, für Glückwunschkarten, bei Visitenkarten Einladungen und Speisekarten. Transparentpapier wurde sogar schon im Rollenoffsetdruck für eine Zeitungsbeilage eingesetzt !! Man muss nur kreative Ideen haben, um sich mit Druckarbeiten auf Transparentpapier aus der „langweiligen“ Masse von einfachen 4-farbigen Massendruckerzeugnissen herauszuheben. Dazu gehört übrigens auch die Möglichkeit, das Bedrucken im Siebdruck.
Ein besonders umfangreiches Sortenprogramm an transparenten Qualitäten stellen neben der Papierfabrik Gmund, Gmund, und Schoellershammer, Düren, auch M-real Zanders, Bergisch Gladbach unter Bezeichnung T 2000 und Zanders Spectral her. T 2000 wird hergestellt in 80,90, 100, 11o, 130, 150 170, und 200 g/m2 und die Sorte Zanders Spectral in vielen Farben in 100 und 200 g/m2. Auch Briefumschläge werden angeboten.
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