Buchbinderei – wie Bücher zu kleinen Kunstwerken werden

Für jeden, der Bücher liebt, ist es etwas besonders Schönes – ein stilvoll eingeschlagenes Buch aufwendig gestaltet und liebevoll zu einem Ganzen zusammengefügt. Was heute in der Buchbinderei stattfindet war einst Aufgabe von Mönchen. Sie banden eigene Werke in klostereigenen Buchbinderein und gestalteten so ihre eigens hergestellten Schriften. Bereits im 6. Jahrhundert band der  irische Mönch Dagaeus erste Bücher und ist als erster namentlich bekannter Buchbinder anzusehen.

Vormals hatte man Schriften auf Papyrus geschrieben, diese zurechtgeschnitten und zu teilweise sehr langen Pergamentrollen aneinandergefügt. Später begann man dann das Bücher binden indem man mindestens vier zusammengehörige Schriftteile zunächst faltete und dann am Rücken mit Nadel und Faden verband. Mehrere von diesen genähten Seitenverbunden wurden dann zu einem Buchblock zusammengefügt. Der schützende Einband sorgte dafür, dass Schriftstücke länger unversehrt blieben und zudem schön aussahen.

Da viele der damaligen Drucker sich aus finanziellen Gründen das Einbinden mehrerer Bücher nicht im Voraus leisten konnten, war es damals sogar üblich Buchblöcke zu verkaufen mit denen dann der Käufer zum Buchbinder gehen und sich diesen selbst bindern lassen konnte. Erst so wurde das Buch dann so richtig komplett. Und nicht nur das, so erhielt quasi jedes Buch, auch wenn es den selben Inhalt hatte, seine ganz eigene Note, weil der Buchbesitzer sich nun auch mit seinen eigenen Vorstellungen an den Buchbinder wenden konnte.

Nach und nach entstanden immer mehr umfangreiche Schriftstücke und das einstmals so unrentable Handwerk entpuppte sich als blühender Handwerkszweig. Verschiedene Bindungsarten entstanden, so die Fadenheftung, als auch die relativ spät entstandene Klebebindung. Im  19. Jahrhundert musste ein Umdenken des Buchbinderhandwerkes erfolgen. Aufgrund der stetig steigenden Anzahl von Büchern suchte man nach einem geeigneten Kleber, welcher sich für das dauerhafte Verbinden der Buchrücken und Seiten eignete. Verschiedenste Kleber wurden entwickelt und ausprobiert, doch war das Klebeverhalten eher suboptimal.

Einem Berliner, genauer gesagt Emil Lumbeck, gelang es letztendlich einen passenden Kleber zu entwickeln, der sowohl widerstandsfähig als auch flexibel genug war die Bücher langfristig zu verbinden. Das erklärt auch, warum das Buchbinden bzw. das Verkleben auch Lumbecken genannt wird.

Vom einfachen Handwerk zum Kunstwerk

Inzwischen ist das Buchbinderhandwerk nicht nur ein reines Handwerk, sondern eine richtige Kunstform geworden. Individuelle und stilvoll gestaltete Einbände werden nicht nur zum reinen Verschenken gewählt. Auch lassen sich alte und abgegriffene Bücher leicht wieder aufpeppen und verschönern. Verziert mit schönen Nadelstichen, Drucken und Materialien wird aus einem alten Einband schnell ein kleines und liebevoll erstelltes Kunstwerk, in dem das Wissen der Zeit oder eine wunderschöne Geschichte zum träumen auf den Leser wartet.

In zahlreichen Buchbinde-Museen lässt sich die Geschichte der Buchbinderei  hautnah erleben und anfassen. Zwar halten immer mehr digitale Medien Einzug in die Haushalte – über an ein gutes Buch zum Anfassen und bestaunen kommt jedoch so schnell nichts heran.